Sechs Tage lang lernen Auszubildende des Katholischen Bildungszentrums Haan ihren späteren Beruf auf besondere Weise kennen: Sie managen selbstständig den Alltag verschiedener Stationen.

Krankenpflegeschüler übernehmen Verantwortung

Sechs Tage lang managen die Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege der St. Lukas Klinik Solingen, des St. Josefs Krankenhauses Hilden, des St. Josef Krankenhauses Haan und des St. Martinus Krankenhauses Langenfeld den Alltag verschiedener Stationen. Mit dem Projekt werden die angehenden Pflegekräfte ganz realitätsnah auf ihren verantwortungsvollen Alltag vorbereitet, der sie nach dem Examen im Sommer erwartet.

Hermine Harder lernt ihren Arbeitsalltag auf neue Art kennen. Die Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege an der St. Lukas Klinik managt gemeinsam mit ihren Mitschülern sechs Tage lang die neurologische Station 4AC der St. Lukas Klinik. Es ist Übung und Realität zugleich. „Während der Ausbildung werden den Auszubildenden in der Regel Aufgaben von den examinierten Pflegekräften zugewiesen“, sagt Sabine Woitaschek. Sie ist Lehrerin am Katholischen Bildungszentrum Haan (KBZ), der Krankenpflegeschule, in der die theoretische Ausbildung für die katholischen Krankenhäuser in Haan, Hilden, Langenfeld und Solingen gebündelt wird. Während des Projektes organisieren die Auszubildenden den Ablauf auf der Station – und sich selbst – eigenständig: Aufnahmen und  Verlegungen organisieren, Visiten vorbereiten und begleiten, Dienstpläne schreiben, Informationen sammeln und weitergeben -  und natürlich die Pflege der Patienten selbst.

 „Ein bisschen Lampenfieber hatte ich schon“, gibt Hermine Harder zu, die im Sommer ihre Examensurkunde in Händen halten wird. „Es ist ungewohnt, selbst die Leitungsfunktion zu übernehmen, die Aufgaben mit dem Team abzusprechen und den Überblick behalten zu müssen“, erzählt auch Agneta Kryeziu, die im St. Josef Krankenhaus Haan am Projekt teilnimmt. Immer wieder müssen die Auszubildenden in der Woche über ihren eigenen Schatten springen und sich in neuen Situationen beweisen. „Anfangs war es sehr komisch, die Stationsleitung zu übernehmen und seinen Mitschülern plötzlich Anweisungen zu geben und Aufgaben zu delegieren“,  berichtet Sarah Naumann, die den praktischen Teil ihrer Ausbildung am St. Martinus Krankenhaus in Langenfeld absolviert. „Aber wir haben uns schnell daran gewöhnt und jetzt klappt vieles schon deutlich besser, als in den ersten Tagen des Projekts.“

Auf sich allein gestellt sind die Auszubildenden natürlich nicht. Examinierte Pflegekräfte und Lehrer stehen jederzeit zur Verfügung, um eingreifen zu können. Schließlich ist das Führungsprojekt zwar eine Übung, aber zugleich auch realer Krankenhausbetrieb mit echten Patienten. „Wir behalten aus dem Hintergrund heraus auch die gruppendynamischen Prozesse im Auge“, sagt Schulleiter Christoph van de Loo. „Kommunikation ist im Stationsalltag ein wichtiges Thema.“ Für ihn ist besonders schön zu sehen, mit wieviel Herz die Auszubildenden dabei sind. Es zeigt ihm, dass sie in ihrem Beruf richtig aufgehoben sind: „Empathie kann ich nicht lernen, die muss ich mitbringen.“ 

Das Examen wird in wenigen Monaten vieles verändern. An dem einen Tag ist man noch Schüler, dann schon verantwortliche Fachkraft. Gerade hier sieht Melanie Mehlhorn, stellvertretende Pflegedirektorin an der St. Lukas Klinik, die Vorteile. Es mache jedes Jahr Spaß, zu beobachten, wie sich die Schüler in dieser Woche entwickeln. Pflegekräfte und Ärzte sind begeistert von dem Projekt. „Die Stationen bewerben sich tatsächlich, damit das Projekt bei ihnen durchgeführt wird“, erzählt Sabine Woitaschek. Das Projekt sei eine Chance, die nicht viele Pflegeschulen ihren Auszubildenden bieten, betont Katharina Smukalla, Assistentin der Pflegedirektion im St. Martinus Krankenhaus Langenfeld. „Rückblickend hätte ich mir das für meine eigene Ausbildung auch gewünscht.“

Die Woche hat die Auszubildenden verändert. Sie sind selbstbewusster geworden, wissen jetzt, was neben der Pflege der Patienten selbst noch alles organisiert und gemanagt werden muss. Für die meisten ist klar: Sie wollen in der Pflege bleiben. Ihre Aussichten auf einen Vertrag könnten besser nicht sein. „Wer das Examen in der Tasche hat, ist auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt“, betont Christoph van de Loo. „Am meisten freuen wir uns natürlich, wenn unsere Auszubildenden nach dem Examen bei uns unterschreiben.“  Manche haben das sogar bereits getan. Hermine Harder beispielsweise, wird in der St. Lukas Klinik bleiben, hat schon ihren Vertrag.

Bewerbungen für den nächsten Kurs, der im September beginnt, sind möglich. Infos unter www.kbz-haan.de